Samstag, 27. Februar 2016

Self-contained durch Neuseeland

Kia Ora, welcome to New Zealand. Das musste sein, das ist Pflicht für jeden Start eines Neuseeland-Eintrags - glaube ich.
Das neue Zauberwort ist jedoch self-contained. Denn das sind wir, seit wir unseren kleinen Campervan, die olle Kiwi, am Start haben. Was das bedeutet, war mir vor meiner Campervan-Recherche auch nicht klar. Dass es essentiell notwendig ist, war mir dagegen schnell klar. Aber der Reihe nach:

Wir sind am Donnerstag den 18. Februar von Sydney nach Christchurch geflogen. Am Flughafen empfing uns neben dem oben genannten, obligatorischen "Kia Ora" Schild ein süßer Beagle. Die Hundeliebhaber unter unseren Lesern (hallo, Annie! :)) sollten jetzt jedoch nicht gleich in Verzückung geraten. Diesen Beagle darf man leider nicht streicheln, so süß er auch sein mag. Nein, dieser Hund ist Eigentum des Zolls und für die Erschnüffelung von Gütern zuständig, die man nicht nach NZ einführen darf. Wie zum Beispiel einen Apfel. Oder Honig. Auf diese gefährlichen Dinge steht eine Strafe von mindestens 400.- $. Aber auch Wanderstiefel mit Erde an der Sohle sind verpönt. Damit will man verhindern, dass Pflanzensamen, Bakterien und Mikroben eingeführt werden, die Neuseelands empfindliches Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Zum Glück hatte ich meine geputzt, bevor ich sie einpackte. Wer weiß, ob ich sonst ins Land gelassen worden wäre. Langer Rede, kurzer Sinn: Nach obligatorischer Prozedur mit Deklarationszettel, Hunde-Erschnüffelung, Befragung durch Zollbeamte und X-Ray waren wir und die lange Schlange unserer Mitreisenden drin, meine Wanderstiefel in einer versiegelten Tüte ebenfalls. 

Die folgenden zwei Tage in Christchurch sind dann wie im Flug vergangen. Gewohnt haben wir bei Amanda, wieder ein airbnb-Zimmer, wieder goldrichtig. Sie hat uns 1. super Tipps für die weitere Reise gegeben und uns 2. zu unserem Campervan-Vermieter gefahren, der irgendwo weit hinterm Flughafen sein Büro hat.
Christchurch selbst ist sehr seltsam, jedenfalls die Stimmung dort. Seit dem schlimmen Erdbeben von 2011 ist die gesamte Innenstadt zerstört, der Wiederaufbau geht nur schleppend voran, weil - laut Amanda - das Geld fehlt, bzw. die Projekte jeweils sehr teuer sind. Daher wirkt der Innenstadtbereich merkwürdig leer und wie ausgestorben, an jeder Ecke sind riesige Baustellen und Brachflächen.

Gleichzeitig gibt es auch coole Projekte, wie z.B. die RE:start Mall, eine Art Einkaufszentrum im Freien, zusammengestückelt aus lauter bunten, alten Containern.



Wir schlendern durch, sind aber mal wieder etwas spät dran und noch nicht an die frühen Schließungszeiten Neuseelands gewöhnt. Um 17 Uhr ist leider alles schon dicht. Aber der botanische Garten ist noch offen und begeistert uns mit seiner Blütenpracht und einer Peace Bell sehr.

Am nächsten Morgen fährt uns Amanda zum Campervan-Vermieter, der sich gar nicht mehr bei mir gemeldet hatte. Doch siehe da, er hat tatsächlich ein Auto für uns reserviert.
Nach einer kurzen Einführung zum Campervan (natürlich von einer Deutschen, die seit 2 Jahren herumreist und grade hier jobbt) setzt sich Anja todesmutig hinters Steuer und wir zuckeln los. Erst mal Hauptsache links bleiben! Nur nicht anhalten! Oder nach rechts abbiegen! Das führt uns schließlich in das kleine Örtchen Oxford, von wo aus die Scenic Route 72 nach Süden führt, wo wir ja hinwollen. Also instinktiv alles richtig gemacht. Nur immer links abbiegen war gar nicht verkehrt. Und mittlerweile fährt Anja wie ein Profi. Auch das Anhalten und Rechts-Abbiegen klappt. Blinker und Scheibenwischer werden nur noch selten verwechselt. Perfekt!

Und damit kommen wir zum Thema meines Beitrags: self-contained. Wir können nämlich mit unserem Camper ganz einfach (so gut wie) überall anhalten. Müssen nicht auf teure Campingplätze, sondern können auf kostenlosen Stellplätzen (wildes Campen ist hier nicht gern gesehen, schon allein wegen des oben erwähnten Ökosystems) die Nacht verbringen, haben Wasser und (zumindest theoretisch) ein Klo dabei. Und das beste: diese Stellplätze sind meist traumhaft gelegen, direkt am Meer oder einem See.



Was uns erst beim Lesen der Gebrauchsanleitung auffällt, ist, dass wir dennoch alle paar Tage auf den bezahlten Campground müssen. Nämlich, um die Batterie für unseren Kühlschrank wieder aufzuladen. Hm. Blöd. Aber so ist das jetzt eben und bereits die erste Nacht verbringen wir an einem wunderschönen Fluss, ein Plätzchen, das nur Fahrzeugen vorbehalten ist, die eben self-contained sind. Unser ständiger Begleiter und neuester bester Freund ist außerdem die App CamperMate. Dank ihrer finden wir die genialsten und schönsten Stellen, die man "nur so" oder mit normaler Karte niemals finden würde. Ein Hoch auf deren Entwickler!

Und so sitze ich, während ich diesen Eintrag schreibe, direkt am Meer. Der Parkplatz (only for self-contained vehicles, versteht sich!) hat zwar kein Wasser und nur ein rustikales Plumpsklo, aber immerhin. Und die Aussicht auf das Meer sowie das Geräusch der Brandung sind unschlagbar! Einen Tag später sind wir immer noch hier, weil es so schön ist, aber auch, weil wir mal einen Tag zum Abhängen brauchen. Leider regnet es mittlerweile in Strömen, aber so ist das eben manchmal. Wir lesen im Reiseführer über die Maori-Kultur (Maoritanga), planen die weitere Route und machen es uns gemütlich, während der Regen gegen die Scheiben prasselt und das Meer im Hintergrund eindrucksvoll rauscht. Der Marsch zum 30 Meter entfernten Plumpsklo ist  heute allerdings eher nicht so prickelnd...

Wer unsere Route auf der Karte mitverfolgen will: Wir befinden uns beim Schreiben dieses Textes in den Catlins, fast ganz im Süden der Südinsel. Etwas abseits des Touristenstroms, bekannt für ihre besondere Flora und Fauna, wie z.B. den Gelbaugenpinguin, der uns aber bislang noch nicht über den Weg gewatschelt ist. Gestern haben wir uns Dunedin angeschautEin niedliches kleines Studentenstädtchen, das sehr schottisch daherkommt (nicht umsonst ist "Dunedin" der keltische Name Edinburghs). Das war das erste Mal, dass wir seit Christchurch wieder Stadtluft geschnuppert haben und auch wenn Christchurch erst fünf Tage her war, kam es uns schon viel länger vor, bei allem, was wir so auf der Fahrt mit unserem Camper erlebt und gesehen haben.

Damit dieser Eintrag nicht unerträglich lang wird, höre ich jetzt aber mal wieder auf. Inzwischen sind wir in Invercargill angekommen, der südlichsten Stadt Neuseelands. Internetverbindung zum Hochladen des Textes sowie eine powered site, um unseren Kühlschrank wieder aufzuladen gibt es hier.
Das W-LAN ist, wie ihr euch denken könnt, bei dieser Art des Reisens eher spärlich gesät, warum die Blogeinträge vermutlich ebenso spärlich sein werden. Aber wir berichten weiter.
Bis dahin alles Liebe vom anderen Ende der Welt,
eure Iris

2 Kommentare:

  1. Antworten
    1. I know! Aber das Internet ist hier so unfassbar langsam, dass es die Fotos einfach nicht lädt. Ich versuche es gleich nochmal, wir haben aber nur eine halbe Stunde... :( lg. Iris

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