Freitag, 19. Februar 2016

G'day, Sydney!

Die Anschnallzeichen sind erloschen und so nutzen wir die Gunst der Stunde gleich, um den Blogpost über Sydney zumindest mal anzufangen. In 30.000 Metern Höhe hat das ja auch was. Und bevor die Eindrücke von Sydney schon wieder von denen von Christchurch überlagert werden ... na, wir fangen mal an.

Städte am Wasser haben es mir (Iris) angetan. Ob Hamburg oder Amsterdam, meine Herzensstadt Stockholm ja sowieso - und jetzt eben Sydney. Diese Stadt hätte fast (aber nur fast!) dazu geführt, dass ich Stockholm untreu werde. Denn was Sydney noch zudem hat, ist ein grandioser Sommer. Den haben wir in vollen Zügen genossen, an den Stränden von Bondi, Tamarama, Bronte, Cogee und Manly. Sonnenverbrannt sitzen wir jetzt im Flieger, haben immer bei offenem Fenster geduscht, abends wehte noch immer ein laues Lüftchen, die Flipflops konnte man rund um die Uhr tragen...
Sydney hat uns von vorne bis hinten verwöhnt:

*  Mit 30 Grad im Durchschnitt. Nach mehrmonatiger Pause konnte ich (Anja) endlich wieder meine geliebten Barfußsandalen anlegen und Iris ihre Shorts ausführen.


(Meine Pilateslehrerin Olga sagte zu mir: "You have the tiniest toes, don't you?" Keine Ahnung, was sie meint.)




*  Mit Stränden, die zum Wellenjagen und Sonnenbraten und Surferglotzen einladen. Das haben wir am Manly Beach auch ausgiebig getan, weshalb ich (Anja) derzeit mein Gesicht dauerhaft in After-Sun-Lotion bade, mir gestern abend ordentlich Joghurt (ahhhh! schön kalt!) draufgeschmiert und mir Augentropfen gegen das unschöne Kratzen beim Gucken gekauft habe.


Prä-After-Sun.

Man kann die Strände auch ganz wunderbar erwandern, zum Beispiel von Bondi zum Coogee Beach. Fantastische Küstenlandschaften erwarten denjenigen, der sich von seinem Super-Light-Reisehandtuch (danke, BR!) erhebt.







Dabei bekommt man außerdem Gelegenheit, sein Verhältnis zum Ausdruck “Astralkörper” zu überdenken. So viele Jogger*innen mit mühevoll in Bronze gemeißelten (jawohl, gemeißelt, nicht bloß gegossen!) Körpern haben wir noch nie gesehen. Aber wir haben das Fähnlein des bleichen Mitteleuropäers tapfer in den salzigen Wind gehalten und am Ende Eis gegessen. Es hieß “Fat Tony”.

*  Mit Stadtansichten, vor denen sich jeder Tourist gern auch ein zwanzigstes Mal in Pose wirft, um vielleicht doch die Grandezza des Ganzen aus noch besserer Perspektive mit noch strahlenderem Lächeln einzufangen. 



In Sydney ist übrigens selbst das Wohnen unter der Brücke glamourös, zumindest, wenn man unter der Harbour Bridge im Luxushotel nächtigt und vom Infinity Pool aus die Oper im Sonnenuntergang betrachten kann. 



Das Erklimmen der Brücke für 228 Dollar pro Person haben wir uns geschenkt, sondern sind einfach nur auf die halbe Höhe gestiegen, was gratis pro Person war, aber definitiv nicht umsonst.




*  Mit einer fantastischen Bude. Nicht in Downtown, schon gar nicht unter der Brücke, sondern in Lilyfield, ein bisschen außerhalb. Sydney-Vaihingen sozusagen. In der gemütlichen Wohnung von Rosie haben wir ein günstiges Airbnb-Zimmer bekommen, aber da Rosie eigentlich nie zuhause ist, hatten wir die ganze Wohnung für uns. Duschen bei offenem Fenster mit Blick auf einen rosa erblühten Baum (Welcher Baum ist das? Keine Ahnung.), jeden Tag eine neue Weisheit auf dem Yogikalender neben dem Klo, in abgenutzten, fetten Ledersesseln mit Plüschkissen in drei verschiedenen Farben lümmeln und selbstgemalte Portraits betrachten, aufgefordert werden, alles in der Küche Befindliche einfach aufzuessen, im Café Your Local Press direkt um die Ecke Säfte mit Namen wie "Heartbeet" und "C3-PO" trinken, nachts vom Zirpen und Türülüdeln unbekannter Tiere aufwachen UND ein klassisches Pilatesstudio in Laufweite. 




Ich weiß nicht, wie andere Leute das nennen. Unsereins nennt es verwöhnen.

*  Mit ersten Wildlife-Erfahrungen. Die bislang einzige Kakerlake, die uns jemals begegnet ist, wohnte in einer Ecke unseres Schlafzimmers, hieß Gertrud, von Freunden Trudy genannt, und war wohl sehr schüchtern, denn sie haute ab, sobald man das Licht einschaltete.

*  Mit Filmegucken unter dem Sternenhimmel, inmitten der nachts wie Brokkoli aussehenden Bäume im Centennial Park. Es trug sich nämlich zu, dass das weltgrößte Shortfilm-Festival, Tropfest, vergangenen Sonntag stattfand. 




In unserer Vorstellung ein nettes kleines Event, tatsächlich ein waschechtes Happening mit 70.000 Besuchern, 16 Kurzfilmen und einer Jury, unter anderem bestehend aus Mel Gibson und Simon Baker. Einen ganzen Tag lang kostenlos Filme schauen, Picknickbrote essen und an der frischen Luft sein? Fabelhaft. Und das klassische Festivalunwetter, hier bestehend aus ein paar Blitzen und zehn Minuten Wassertropfen, gab es obendrauf. (Und wieder kommt das Reiseehandtuch ins Spiel, diesmal überm Kopf statt unterm Hintern.)

Unseren Geldbeutel hat die Stadt nicht so sehr verwöhnt. Wenn eine Kugel Eis ab 5,50 Dollar und ein kleines Brot auf dem Markt für 7 Dollar zu haben sind, wirft man doch hin und wieder einen nachdenklichen Blick auf die Lederbörse. Allerdings stammt unsereins ja auch aus einem Land, das von der Preispolitik der Aldi-Brüder geformt wurde, die unser Bewusstsein dafür, was gutes Essen wert ist, vollkommen verzerrt hat. Und das Essen in Sydney zählt definitiv zu den Verwöhnaspekten dieser Stadt. Und wenn es nicht teuer wäre, stünde der Völlerei ja gar nichts mehr im Wege.





*  Von Tapioca-Coconut-Chia-Mango-Strawberry-Bowl zum Frühstück, Spinat-Feta-Gözlem auf dem Orange Grove Farmer’s Market, über Grillgemüse-Panini bis hin zu indischem Gemüsecurry, knusprigem Fish and Chips (am Bronte Beach, wo leider kein einziger vom Blitz gespaltener Baum zu finden war), Halloumi-Salad mit Rucola und Granatapfelkernen und Maple-Pancake-Icecream.
Ja, Sydney, wir würden gern bleiben, aber Neuseeland wartet schon … Kommen wir zurück? Wir meinen, ja.


Auch dann werden wir uns wieder ins Getümmel der öffentlichen Verkehrsmittel stürzen, die mit der allgegenwärtigen 'Opal Card' (Prepaid-Karte, die man für alle Verkehrsmittel inkl. Fähre verwenden kann, nay, muss) für mittelteures Geld zu erobern sind. Wenngleich sich der Nahverkehr manchmal nicht ganz so einfach bewältigen lässt, wenn man daran gewöhnt ist, sich jederzeit überall eine Fahrkarte kaufen zu können und an jeder Bushaltestelle sofort zu sehen, welche Linien wohin fahren und welche Stationen sie auf dem Weg ansteuern. In Sydney muss man dem Bus schon deutlich signalisieren, wenn man will, dass er anhält. Und die Bushaltestellen haben so einfache Markierungen wie "Stop 302015" in 10-Punkt-Schrift unten links auf dem Fahrplan. Da weiß man als Tourist doch gleich, wo man hin muss, oder? 
(Dann vielleicht von Nörgen-Vaaz. Wer braucht da noch Hägen-Dasz?)

Eure Anja & Iris

Unser Versuch, ohne Allzweckwaffe Opal Card zum Flughafen zu kommen, resultierte in einer Grundsatzdiskussion über das System mit dem Mann am Ticketschalter, der am Ende resigniert sagte: "Ma'am, I've been in the system for 29 years, and if I could change it right now, I would, but I can't." Wir haben ihn auch nicht dazu gezwungen, sondern uns dem System gebeugt, denn ein verpasster Flug wäre unwesentlich teurer gewesen ...

Außerdem gibt's beim nächsten Mal auch wieder Eis. 





Dann schauen wir uns noch mehr von dieser charmant begrünten Stadt an. 


Kehren nach Chinatown zurück, um noch mehr Emperor Puffs (fluffig gebackene Miniküchlein mit Puddingfüllung) zu essen. 


Aber jetzt fliegen wir erstmal weiter ... Bis bald in Neuseeland!

Eure Anja & Iris

4 Kommentare:

  1. Was wurde aus Trudy? Welcher Film hat gewonnen? Darf man mit Joghurt im Gesicht in einen Flieger steigen?
    Und nein, ich bin kein bisschen neidisch :p

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    1. 😂👍🏻 Trudy haben wir ganz fies einfach zurück gelassen. Sie wohnt - vermutlich- noch immer bei Rosie. Der Film, der gewonnen hat, hieß "Shiny" und war nur mit (sich bewegenden) Klamotten gefilmt. Sehr cool! Und Anja hat ihr Gesicht dann doch noch abgewaschen, ich glaube, sonst hätten sie uns nicht nach NZ reingelassen (siehe neuen Blogeintrag)...

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  2. Das nächste Mal könnt ihr Trudy oder ihren Verwandten Henry und Jim "La Cucaracha" vorsingen.
    Erprobtes Abwehrmittel!

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    1. Perfekt, danke für den Tipp! Ich hoffe ja, dass wir nicht mehr allzu viele Trudys treffen werden, ich steh nicht so auf die... Aber ich schätze mal, dass das wohl nicht ausbleiben wird und dann singen wir. Lautstark! lg. Iris

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