Dienstag, 22. März 2016

Der gespaltene Apfel. Oder: die Highlights häufen sich.

Der Kreis hat sich geschlossen, die Rundreise auf der Südinsel Neuseelands ist vorbei. Am Freitag, dem 18.3., hatten wir unsere olle Kiwi zurückgegeben. Während ich diesen Blogeintrag schrieb, saßen wir wieder in Christchurch. Diesmal bei strahlendem Sonnenschein an einem in bunten Farben gestrichenen Holztisch im gemütlichen Garten von Miriam, unserer Airbnb-Gastgeberin.
Ich habe lange überlegt, was der Aufhänger für diesen Post sein könnte. Wie fasst man einen Monat zusammen, in dem so viel passiert ist, man so viel gesehen hat, wie nur selten? Die Highlights sollten die Rettung sein. Doch dann... naja, lest selbst.

Bis nach Bluff hattet ihr uns schon begleitet. Danach ging es für uns nach Te Anau und Milford Sound. Von dieser Region hatte man uns eigentlich abgeraten. Zu touristisch sei es dort, den Abstecher nicht wert, die Fjorde Norwegens genauso schön... Wir haben - zum Glück - nicht darauf gehört. Die Fjorde Norwegens kennen wir (noch) nicht und jetzt sind wir eben grade in Neuseeland. Also auf ins Getümmel der, zugegeben, relativ gehäuften Touri-Schar. Wir waren wie immer ziemlich spät dran, was zu unserer Ehrenrettung diesmal jedoch daran lag, dass wir eigentlich noch gar nicht vor hatten, bis Milford Sound zu fahren. 
Schon die Fahrt über den Pass und durch den Homertunnel war spannend und superschön: Die Strecke führt zunächst durch ein malerisches Tal, mit funkelden Seen links, sprudelnden Flussläufen rechts und hohen Bergen zu beiden Seiten. Eigentlich wollten wir an diesem Tag einen Teil des Routeburn-Tracks machen, einer der "Great Walks", die man in Neuseeland zuhauf findet und die man in Abschnitten oder über mehrere Tage komplett erwandern kann. Da aber schon der Parkplatz so voll war, dass wir unsere olle Kiwi nirgends mehr abstellen konnten, fuhren wir eben einfach weiter, das Tal entlang und bis zum Homertunnel. Hier standen ebenfalls einige Autos und Busse in der Schlange vor einer spektakulären Bergkulisse. Eine Anzeigetafel sagt einem, wie lange man noch warten muss, bis man den - zum Glück! - einspurigen Tunnel befahren darf. In unserem Fall waren es nur noch wenige Minuten. Der Tunnel ist sehr dunkel und ein bisschen angsteinflößend. Nur wenige, flackerne Lichter weisen einem den Weg, Wasser tropft von der Decke und die Straße ist unbefestigt, aber in gutem Zustand. Vor uns fuhr ein großer Reisebus, sodass wir wussten, dass unsere olle Kiwi leicht durch das enge Tunnelrohr passt. Wir klemmten uns also hinter den Bus (der erstaunlich schnell fuhr) und wurden am anderen Ende des Homers wieder heile ausgespuckt. 

In Milford Sound kamen wir kurz nach 15 Uhr an. Die meisten Ausflugsdampfer durch den Fjord legen nur bis 15.15 ab, was wir aber nicht wussten, als wir gemächlich vom Parkplatz zum Terminal taperten. Daher blieb uns nur die allerletzte (mit 70$ p.P. leider auch teuerste) Fahrt um 16.30 Uhr. Was sich aber als absoluter Glücksfall herausstellen sollte: nur ein sehr sehr kleines Boot, außer uns keine weiteren Schiffe im Sound, nur noch 8 andere (fast ausschließlich Deutsche) Touris und strahlender Himmel mit schönstem Beinahe-Abendlicht. 




Perfekte Voraussetzungen für eine grandiose Fahrt mit allem Drum und Dran, inklusive wunderschöner Wasserfälle und geduldiger Robben, die sich für uns und unsere Kameras in Pose warfen. Ergo: Es ist touristisch dort, aber eben auch unfassbar schön! 







Ergo 2: eines meiner Highlights bisher. Und wenn ich nach Norwegen komme, vergleiche ich gerne die Fjorde miteinander. Bis dahin bin ich sehr happy mit diesem hier.

An dieser Stelle spulen wir vor, obwohl die Woche im Fiordland insgesamt auch ein Highlight war. Traumhafte Berglandschaften, wunderbare Flüsse und Seen, schöne Wanderungen ... *hach*

Apropos Wanderungen: von dort aus brachte uns unsere olle Kiwi dann über Wanaka zu den beiden Gletschern, Fox und Franz Josef. 




Auch hier: Ja, ich kenne Gletscher aus den Alpen, aber dennoch haben mich diese beiden beeindruckt. 






Wir wanderten die Endmoränen beider Gletscher so weit entlang, bis der Pappschild-Ranger uns mit einem Lächeln vom Weiterlaufen abhielt. Haben aber weder eine geführte Tour noch einen Heli-Hike (10 Min. Hubschrauberflug + 2 Stunden Gletscherwanderung) gebucht, weil wir schon erschrocken sind, wie weit laut der vielen Infotafeln die Gletscher bereits zurückgegangen sind. Dazu wollten wir nicht noch mehr beitragen, als wir das sicherlich durch unsere Anwesenheit eh schon getan haben.

Das nächste Highlight war die Fahrt an der Westküste gen Norden. Man hatte uns schon prophezeiht, dass es hier ziemlich intensiv regnen würde. Als alte GB- und Skandinavien-Liebhaber lächelten wir erst milde und scheinbar wissend. Doch weit gefehlt. Was hier an Wasser runterkam, konnte man schon nicht mehr als "Regen" bezeichnen. Es schüttete wie aus Eimern und das ununterbrochen, stundenlang. Und so saß ich eines Tages etwas halbseiden auf dem Beifahrersitz, weil mich nach einem Frühstück mit dem Korn der Inkas (Quinoa) der Zorn der Inkas (Magen-Darm-Bäh)getroffen hatte, und bewunderte die Steilküste des Westens. 





Saftig grüner Regenwald, Steilklippen und donnernde Wasserfälle, die sich manchmal bis auf die Straße ergossen und unsere Kiwi auch vom letzten Staubkorn befreiten ... Wieder mal und wie so häufig einfach grandios und kaum zu beschreiben. Ein bisschen wie Island mit Regenwald und Sandfliegen. Eben ein weiteres Highlight.

Wieder spule ich vor, denn wie es die Überschrift schon verrät: Die Highlights häufen sich. 
Und mein absolutes Highlight der bisherigen Reise kommt jetzt: der Abel Tasman Nationalpark. Was uns in Neuseelands kleinstem Nationalpark an spektakulären Kulissen empfangen hat, sprengt beinahe diesen Blogeintrag. Denn wie kann ich noch vom "Aufhänger" Highlights sprechen, wenn hier fast ALLES ein solches ist?! Vergebt mir meine überschäumende Begeisterung, euch würde es in NZ sicher ebenso gehen! Zum Glück sind wir auch hier unserer Intuition gefolgt, denn der Verkäufer in einem Laden in Westport hatte uns gewarnt: Um diese Zeit sei es im Abel Tasman 'diabolical', nämlich brechend voll. Erstens war es das nicht und zweitens könnten wir verstehen, wenn es so wäre.

Schon die Fahrt mit dem Watertaxi ging prima los, als der Skipper nach einem gemächlichen Start plötzlich aufs Gas trat und wir die Küste entlang preschten, den Wind, die strahlende Sonne und die aufspritzende Gischt im Gesicht. Hell yeah!




Als erstes machten wir einen Abstecher zum Split Apple Rock, dem berühmten Felsen, der - surprise! - wie ein gespaltener Apfel aussieht. 




Das Motiv ausgiebig geknipst, gings weiter zur kleinen Adele Island, berühmt für ihre Robbenkolonie.((Anmerkung Anja: den folgenden Satz bitte mit mindestens um eine Oktave erhöhter Stimme lesen!)) Dort habe ich zum ersten Mal RobbenBABYS gesehen und JA!, das IST so niedlich, wie es sich anhört! Die Kleinen tollten auf den Klippen herum, hüpften von Fels zu Fels und quietschten um die Wette. Highlight? Was sonst!

In Anchorage stiegen wir, nach einer weiteren rasanten Fahrt aus, um den Coastal Walk zurück nach Marahau zu wandern. 




Was soll ich noch sagen, auch das war einfach wunder-, wunderschön: Zahlreiche kleine Buchten, goldene Sandstrände, türkisblaues Wasser, der tolle neuseeländische Wald, üppig bewachsen mit vielen Baumfarnen, die ich liebe, und strahlender Sonnenschein. Vier Stunden herrlichster Wanderweg mit staubigsten Flipflop- und Chala-Füßen auf der Zielgeraden. Highlight! :)










Um unseren Beinen eine Pause zu gönnen, buchten wir am nächsten Morgen eine Kajaktour zum Split Apple Rock. 








Zum Glück war der Himmel etwas bedeckt, sonst hätte es uns vermutlich verbrutzelt. So aber war's perfekt, drei Stunden Kajaktour auf glasklarem, spiegelglattem Wasser inklusive Picknick an einem der goldenen Strände. High... Ich sag's nicht. 

In der Hoffnung, dass es einige Leser bis zum Ende dieses ellenlangen Posts geschafft haben, verrate ich noch, dass eigentlich auch Kaikoura auf dem Rückweg gen Christchurch ein H... war, welches ich jetzt aber weglasse, um das Risiko eines Fingermuskelkaters zu minimieren. Vielleicht schreibt ja Anja was darüber. 
Danke fürs Lesen und eure Begleitung, wir "sehen" uns auf der Nordinsel wieder!
Alles Liebe,
Eure schwelgende Iris

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